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MioTerr

Gelber Salamander

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Mittwoch, 5. November 2014, 18:33

N. viridescens: halten wir die Tiere nicht warm genug?

Notophthalmus viridescens ist hierzulande dafür bekannt, dass er in der Regel leicht (und eher billig) zu erwerben ist, aber gleichwohl als heikel gilt und dem erfahrenen Molchhalter vorbehalten sein sollte. Insbesondere scheinen Nachzuchten in Deutschland eine Seltenheit zu sein.

Zu dieser Molchart, die ich inzwischen in der F2-Generation pflege, gibt es auf diesem Forum eine außerordentlich reich beschriebene und wunderbar bebilderte Serie von Beiträgen, die überwiegend von Herrn Frank aus Aachen stammen und auf die jeder, der an diesen außerordentlich reizvollen und (teilweise) dauerhaft aquatilen Molchen Interesse hat, verwiesen sei.

Über N.v. gibt es ansonsten nur spärliche Literatur, positiv zu erwähnen ist die Haltungsbeschreibung von P. Bachhausen
http://www.salamanderseiten.de/weitere/N…/Uebersicht.htm
und natürlich wird N.v. auch in dem Klassiker von Kurt Rimpp (Salamander & Molche, Ulmer Verlag) erwähnt bzw. beschrieben.

Die mit Abstand differenzierteste Darstellung, die allerdings auf biologische Aspekte fokussiert und Fragen der Terrarienhaltung nicht aufgreift, stammt von Hunsinger & Lannoo und kann frei über die Amphibiendatenbank aufgesucht werden:
http://www.amphibiaweb.org

Dort findet sich unter anderem der verblüffende Hinweis, dass junge Molche dieser Art während der (2 bis 7 Jahre dauernden) Landphase bis zur Geschlechtsreife Vorzugstemperaturen von 26° bis 28° aufgesucht hätten!
Wenn man sich zudem das riesige Verbreitungsgebiet von N.v. vor Augen führt, (siehe unter:
http://www.pwrc.usgs.gov/armiatlas/maps/not_viri.jpg
welches Staaten/Landstriche mit sehr hohen Durchschnittstemperaturen einschließt, und wenn man zudem bedenkt, dass die erwachsenen (aquatilen) Tiere sich nach Hunsinger & Lannoo bevorzugt in sonnigen Gewässerabschnitten aufhalten, bei denen es durch Aufheizung unmittelbar unter der Wasseroberfläche sicher auch zu beachtlich hohen Temperaturen kommen dürfte, dann stellt sich die Frage, ob wir N.v. nicht zu kalt halten, weil wir die Pflege dieser Tiere vielleicht zu Unrecht an der Messlatte unserer einheimischen Molche ausrichten. Bei Rimpp heißt es etwa, dass bei den aus den warmen Gebieten stammenden Unterarten von N.v. Wassertemperaturen von 24° "ertragen" würden und die Nominatform aus den "gemäßigten" Gebieten "bis 20°" zu halten sei.

Ich war bei meinen Tieren schon vor längerer Zeit dazu übergegangen, sie in der Winterzeit bei Temperaturen um 15° zu halten, wofür ein Heizstab (im Kelleraquarium) sorgen musste, und hatte dabei beobachtet, dass sich die Tiere ständig in unmittelbarer Nähe zum Heizstab aufhielten.

Das zeigen die Tiere auch jetzt in der Übergangsphase, in der ich sie wieder in Kelleraquarium halte. Wie das Foto zeigt, suchen diese Tiere selbst bei Temperaturen, die an der Wasseroberfläche um 20° liegen, immer noch bevorzugt direkt den Platz am Heizstab auf, wo sie naturgemäß auf viel höhere Temperaturen treffen. Auch einen Halogenspot, den ich zeitweilig in Betrieb hatte, haben sie immer gern aufgesucht (gewissermaßen im Wasser in der Sonne liegen).

Dass die Tiere niedrige Temperaturen (als Überwinterungstemperatur) verkraften, steht außer Frage und Lannoo & Hunsinger schreiben, dass die Tiere bei 5-6° in eisfreien Gewässern dauerhaft im Wasser verbleiben, während sie das Wasser bei niedrigem Wasserstand und HOHEN Temperaturen verlassen (vermutlich weil es die Gefahr der Gewässeraustrocknung ankündigt).

Da wir bei dieser fraglich zu Recht als "heikel" bezeichneten Molchart ja noch auf der Suche nach den passenden Haltungsbedingungen sind, möchte ich hiermit also dafür plädieren, die Toleranz dieser Tiere für Temperaturen, die wir bei unseren einheimischen Molchen (vielleicht auch zu Unrecht?) als viel zu hoch einschätzen würden, nicht zu unterschätzen. Beziehungsweise in Erwägung zu ziehen, dass auch die Nominatform Temperaturen von 24° nicht nur "erträgt", sondern womöglich gut findet.

Eine kühle Phase von mindestens 6 Wochen mit Temperaturen zwischen 12° und 15° wird es bei mir dennoch als Winterimitat geben, schon um die Hoffnung auf weiteren Nachwuchs zu nähren, wobei diese Molche - soweit ich weiß wegen Ihrer Giftigkeit während der Jugendphase - eine für Molche ungewöhnlich Tagesaktivität zeigen, wodurch sie auch als Landgänger ausgesprochen attraktive Pfleglinge sind.

Schönen Gruß

Aquater
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Freitag, 7. November 2014, 08:07

Stellungnahme von Prof. Lannoo

noch auf der Suche nach den passenden Haltungsbedingungen
Habe einen interessanten Nachtrag anzubieten, nachdem ich inzwischen die Autoren Hunzinger und Lannoo ausfindig gemacht habe, die beide in den USA als Professoren tätig sind. Da ich von Prof. Lannoo (Indiana School of Medicine) auch eine Mailadresse finden konnte, habe ich ihm kurzerhand geschrieben, mich für den sehr informativen Beitrag in amphibiaweb gedankt, und ihm meine Überlegungen zu den Temperaturbedürfnissen von N.v. vorgetragen.

Seine Antwort kam gestern und lautet wie folgt:
Thanks for your e-mail and congratulations on your success breeding eastern newts. We have talked about this here in my lab and it might work to introduce some severe seasonality to your animals. Adults here breed at low temperatures (2 - 3 degrees C) and will overwinter under ice; summer temperatures can be nearly 30 degrees C. Varying photoperiods appropriately (from 8 hrs light:16 hrs dark in winter to 16 hrs light:8 hrs dark in summer) may also help.
Best of luck with this, and with best wishes,
Mike L.


Schönen Gruß
Aquater
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MarioR (07.11.2014)

Michael F.

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Sonntag, 9. November 2014, 18:36

Hallo Aquater,

mangels Erfahrung mit amerkianischen Amphibienarten kann ich leider keine eigenen Erfahrungen beisteuern, jedoch
habe ich gerade etwas gefunden, das für dich interessant sein könnte.

Pasmans, Bogaerts, Janssen und Sparreboom schreiben in ihrem neuen Buch "Molche & Salamander halten und züchten" über N. viridescens folgendes:

"Diese Molche werden noch immer sehr häufig importiert, doch sterben die meisten recht schnell, oft ohne ersichtlichen Grund. Die hohe Sterblichkeit, die man v.a. während und direkt nach dem Import beobachten kann, ist unseres Erachtens häufig ein Temperaturproblem, denn die kritische Maximaltemperatur bei dieser Molchart liegt ziemlich niedrig. Bei 32°C sterben diese Tiere sofort, aber erste Probleme treten schon bei deutlich geringeren Temperaturen auf."

Evtl. hilft dir das bei deiner Frage ja etwas weiter.

Gruß
Michi

MioTerr

Gelber Salamander

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Sonntag, 9. November 2014, 21:46

"Kritische" Maximaltemperaturen bei N.v.

"doch sterben die meisten recht schnell, oft ohne ersichtlichen Grund."

Guten Abend Michi,
vielen Dank für den Hinweis.
Ich kenne das Buch nicht und kann zunächst einmal nur die zitierte Einstiegsaussage der Autoren persönlich bestätigen, wohingegen ich deren Mutmaßung über die tatsächlichen Ursachen sogar für falsch halte. Dass diese Tiere bei den angegebenen Temperaturen in Schwierigkeiten kommen, wundert mich zwar nicht, wenngleich es aus der Anmerkung von Prof. Lannoo durchaus nicht abzuleiten wäre. Aber wer hält denn seine Molche bei >30°?!

Ich jedenfalls habe das bislang noch nie ausprobiert - und möchte meinen Beitrag auch keinesfalls als Aufforderung dazu verstanden wissen.

Allerdings habe ich alle (vermutlich als Importe) erworbenen Tiere verloren, und teilweise, wie es in dem o.g. Buch heißt, "ohne ersichtlichen Grund". Und dabei hatte es sich um zwei Gruppen à vier Tiere gehandelt, die ich in unterschiedlichen Jahren (vom selben Händler in Süddeutschland) erworben hatte. Dass die Verluste "direkt" nach dem Erwerb stattgefunden hätten, kann ich allerdings nicht bestätigen. Nur dass ich in beiden Fällen alle Tiere verloren habe.

Beim Verlust der Tiere aus der zweiten Gruppe hatte ich mit einem sichtlich erkrankten Tier auch noch eine spezialisierte Tierärztin aufgesucht, die bei dem Tier (das am Tag nach der stressreichen Untersuchung, die zudem noch bei hochsommerlichen Temperaturen vorgenommen werden musste, verstarb) eine ihr sehr merkwürdig erscheinende Infektion mit Pseudomonaden diagnostizierte. Diese sind für sich genommen nicht ungewöhnlich und ohnehin überall zu finden, wo feuchte Erde vorkommt. In diesem Fall sei es aber eine fast reinstämmige Pseudomonas-Besiedelung gewesen, die sie als hoch aggressiv einstufte. Zur geplanten Behandlung mit Antibiotika kam es dann nicht mehr.
Ob ich auch die anderen Molche aus demselben Grund verloren habe, weiß ich (und glaube ich) nicht.

Es wäre sicher interessant, den Tierpfleger zu kontaktieren, der am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung N.viridescens bereits zu Hunderten für Foschungszwecke nachgezüchtet hat (und damit wahrscheinlich weltweit der erfahrenste und erfolgreichste N.v.-Züchter ist). Aber leider ist es mir bislang nicht gelungen, Kontakt zu ihm aufzunehmen, hatte mir das aber ohnehin für die nächste Woche vorgenommen und werde berichten, wenn das doch noch klappt und zu etwas Mitteilenswertem führt.

Nochmals besten Dank für die Resonanz und einen guten Start in die neue Woche.

Aquater
P.s. Die Aussage in dem Buch erscheint mir im übrigen aus mehreren Gründen unsinnig: erstens kommt N.viridescens (mit Unterarten) in Gegenden vor, die SEHR warm werden können. Insofern würde ich davon ausgehen, dass schon das Verbreitungsgebiet dafür spricht, dass N.v. im Vergleich zu manchen anderen Molcharten eine höhere Temperaturtoleranz aufweist. Umso mehr verwundert mich dann die Aussage, dass die für N.v. angeblich sofort tödliche Maximaltemperatur "bei dieser Molchart" ziemlich niedrig liege. Bei was für Temperaturen werden denn die anderen Molcharten üblicherweise umgebracht?! Und schließlich macht es wie bereits angedeutet natürlich keinen Sinn, als Grund für ein wiederholt beobachtetes Phänomen einen Faktor auszumachen (Temperaturen über der Toleranzgrenze), die vermutlich kaum je ein Halter seinen Molchen zumutet!
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Michael F.

Albino Salamander

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Montag, 10. November 2014, 17:12

Hi,

wie gesagt, ich kann dazu nichts sagen. Jedoch -gerade bei diesen vier Molcherurgesteinen- ist es eher wahrscheinlich, dass diese Aussage evtl. nur für Unterarten oder Lokalformen aus kühleren Gegenden zutrifft, als dass sie "Unsinnig" ist.
Wer Arbeiten der Autoren kennt, weiß, dass diese nicht sehr leichtfertig Aussagen treffen und Aussagen, die sie nicht belegen können, entweder lieber weg lassen oder selbst in Frage stellen.

Gruß
Michi

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MarioR (10.11.2014)

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