Hallo,
gar nicht so einfach, so spät in einen Thread einzusteigen... ich versuche mal, das alles sortiert zu kommentieren:
1. Futter:
a) Axolotl nehmen (in jedem Alter) nur tierische Nahrung auf, keine pflanzliche. Zwar kann es gelegentlich "aus Versehen" vorkommen, daß Mischfutter (z.B. Zierfischpellets) geschluckt wird. Die pflanzlichen Komponenten können aber von den Tieren nicht verwertet werden und richten bestenfalls keinen Schaden an. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man seinen Axolotls sowas erspart.
b) Axolotl nehmen (in jedem Alter) sowohl tote als auch lebende Futtertiere an. Die Aussage, daß sie anfänglich nur Lebendfutter annehmen, ist schlicht Quatsch. Wahr ist, daß zur Zeit m.W. nur eine "tote" Futtersorte im Handel ist, die sich für Axl-Larven eignet, nämlich entkapsulierte Artemia-Eier. Gleichzeitig stellen die aber auch das optimale Futter für frühe Axl-Larven dar: Die Testberichte und Analysen, die ich bisher gelesen habe, bescheinigen den entkapsulierten Eiern einen noch höheren Nährstoffgehalt als geschlüpften Artemia-Nauplien, was wohl auf den unverbrauchten Dottersack zurückzuführen ist. Eigene Erfahrung: Die Axls verhalten sich beim Fressen nicht ganz so enthusiastisch wie bei Lebendfutter, nehmen das Futter aber auf Anhieb problemlos an. Unkomfortabel an der Sache ist nur, daß die entkapsulierten Eier eine enorme Wasserverschmutzung verursachen, wenn man sie zu lange im Aufzuchtbecken läßt. Nicht gefressene Reste müssen daher nach ca. 2 Stunden abgesaugt werden.
c) Ebenfalls für Schwachsinn halte ich die Aussage, daß "Artemia Salina[-Nauplien] ... vor Verfütterung ca. 15 - 30 Min. im normalen Wasser aufbewahrt" werden sollen. Äußerlich an den Nauplien haftendes Salzwasser eliminiert man mit sorgfältiger Spülung in einem Planktonsieb (das bei Artemia-Fütterung Pflicht ist!). Den inneren Salzgehalt der Nauplien dagegen wird man in einer halben Stunde durch Osmose nicht massiv verringern, sondern nur die Überlebensfrist und damit Verfütterbarkeit der Nauplien um diesen Zeitraum verkürzen.
d) Nicht unterschreiben kann ich die Empfehlung von Tümpeldreckwasser. Dabei geht es mir weniger um die alte Diskussion um Krankheitserreger und Parasiten, sondern mehr um die abhängig von der Tümpelfauna vorhandenen Räuber. Wenn man ihnen frisch geschlüpfte Axolotl "anbietet", können sich z.B. Raubmilben sicherlich explosionsartig vermehren und sind dann kaum noch aus dem Becken zu kriegen. Das Interessanteste an Tümpeldreck, nämlich die Mikroorganismen, ist dagegen wieder zu klein, um von den Axls gefressen zu werden (sooo klein sind sie ja auch wieder nicht).
2. Kannibalismus
a) Ob es sicher ist, einen adulten Kannibalen mit anderen adulten Tieren zusammenzusetzen, darüber habe ich noch nirgendwo gesicherte Infos gefunden. Fest steht, daß praktisch jeder Axolotl zu Kannibalismus neigt, wenn das durch hohe Besatzdichte und die Aufzucht verschieden großer Larven in einem Becken begünstigt wird. Fest steht auch, daß Axolotl, die sich in ihrer "Jugend" vornehmlich kannibalisch ernährt haben, eine leicht veränderte Morphologie des Schädelskeletts entwickeln. Nicht fest steht, ob es eine genetische Konditionierung zum Kannibalismus gibt. Joachim Wistuba geht davon aus, allerdings anhand von untauglichen Indizien und in einer derart lapidar und schwammig formulierten Weise, daß ich mich an seiner Stelle als Doktor der Biologie mit so einer gedruckten Aussage ziemlich unwohl fühlen würde...
b) Die Frage, ob man einen Axolotl zusammen mit seinen Eltern in einem Becken halten sollte, muß aber sowieso grundsätzlich mit NEIN beantwortet werden. Daher erübrigt sich in diesem Fall auch die Frage, ob das kannibalistische Verhalten hier Nachteile bringt. Der Grund liegt klar auf der Hand: Der Vater des Jungtieres ist männlich, die Mutter weiblich (schlau, wa?). Das Jungtier selbst hat zweifellos eines der beiden Geschlechter. Setzt du das Tier mit beiden Eltern zusammen, kommt es über kurz oder lang zu Inzucht. In manchen Quellen kann man zwar nachlesen, daß Axolotl angeblich relativ unempfänglich für degenerative Schäden sind, und das mag ja auch stimmen. Wenn man aber bedenkt, daß die vorhandenen Zuchtstämme der in Gefangenschaft lebenden Axolotl sehr alt sind und daß wohl seit Menschengedenken keine Wildfänge mehr zur Auffrischung des Genpools eingebracht wurden, kann man davon ausgehen, daß die genetische Robustheit der Axolotl längst mindestens ausgeschöpft ist. Weitere Inzucht sollte daher dringlich vermieden werden.
Nun schreibst du weiterhin, daß die Paarung nicht geplant war. Das deutet stark darauf hin, daß du Männchen und Weibchen gleichzeitig bei demselben Züchter/Laden gekauft hast. Wenn das so ist, kannst du also davon ausgehen, daß schon die Eltern deines Kannibalen Geschwister sind. Eine erneute Verpaarung von Elternteil und Kind würde ich als erheblich größeres Risiko ansehen als die Kannibalismus-Geschichte.
3. Größe
a) Kannibalen wachsen grundsätzlich schneller als ihre nicht-kannibalistischen Artgenossen. Eine Größe von 16 cm stellt für ein 6 Monate altes Tier eher die Untergrenze dar; diese Größe erreichen auch Nicht-Kannibalen in diesem Zeitraum bei ausreichender Fütterung problemlos. Nach 12 Monaten allerdings sollte ein Axl die 20 cm-Schallgrenze durchbrochen haben, sonst muß er als degeneriert angesehen werden. Mit 16 cm frißt ein Axolotl praktisch alles, was auch seine Eltern fressen. Falls du es nicht dank Michaels Empfehlung schon gefunden hast, eine Übersicht findest du seit ein paar Tagen auf meiner Website unter
http://axolotl.profiforum.de/futterallg.html .
b) Axolotl-Larven sind beim Schlupf 10 - 11 mm groß, nicht etwa 5 mm! Man vertut sich leicht, wenn man das optisch zu beurteilen versucht, aber wenn deine (Oddys) Aussage nicht auf einer Feheinschätzung, sondern auf Messung beruht, solltest du deinem Kannibalen bitte niemals die Möglichkeit geben, seine Gene weiterzugeben!
4. Eine kleine Rüge an Smeagol
Ich kann es mir nicht mehr verkneifen... Smeagol, du hast keine genaue Erkenntnis, woran dein Axolotl-Weibchen gestorben ist; lediglich der weißliche Faden, der aus der Kloake ragte, gibt ein Indiz dafür, daß (da es sich anscheinend nicht um Schwangerschaft handelte) etwas im Verdauungstrakt nicht stimmte. Trotzdem gibst du munter hier und im DGHT-Forum Empfehlungen für Futtersorten, die unnötige Risiken darstellen. Meine Empfehlung:
1. Lass das Grünfutter bleiben, du tust deinen Karnivoren keinen Gefallen damit.
2. Lass die Nacktschnecken bleiben. Die Tiefkühlmethode ist NICHT sicher. Sicher wären allenfalls Kochtopf oder Mikrowelle, aber ich schätze mal, daß deine Mutter dann tätlich werden würde...
Ich wollte dir das nicht kurz nach dem Todesfall reinwürgen, aber nach einer "angemessenen Trauerfrist" solltest du dir zumindest Gedanken machen, was du an deinen Pflegebedingungen ändern mußt, damit so etwas nicht noch einmal vorkommt. Und nicht weitermachen wie bisher und genauso weiterempfehlen.
So, das war's fürs erste... Warnung: Wenn mir irgendwer widerspricht, antworte ich NOCH AUSFÜHRLICHER
Nee, war nur'n Scherz. Soviel Zeit habe ich auch nicht.
Tschöö
Stephan