Hallo Volker,
vielen Dank für Deine Zeilen. Das freut mich doch und spornt an noch etwas dranzubleiben an der gesamten Sache.
Der Kannibalismus unter Feuersalmanderlarven ist leider keine Neuentdeckung von mir. Dies habe ich inzwischen häufiger in der mir zugänglichen Literatur gelesen.
Das für mich spektakuläre an dem Gesamtprojekt ist die Population auf der Sohle von 22m unter Tage und vor allem unter Wasser mit all den daraus resultierenden Gegebenheiten wie kein Licht und sehr geringe Nahrungsgrundlage.
Nun habe ich in der Zwischenzeit schon mit einigen Tageszeitungen Kontakt aufgenommen----> null Interesse.
Die Sache ist einfach angeblich zu speziell, was ich aber nicht glaube bei der alltäglichen Ödnis im regionalen Tageszeitungsblätterwald.
Etwas Interesse an seltenen Phänomenen darf man auch einem mittelmäßigen Publikum zubilligen wenn man es nicht vorsätzlich verdummen oder mit Nichtigkeiten beschäftigen möchte.
Die einzige Veröffentlichung bisher im Printbereich resultiert von vor 2 Jahren aus dem Aquaristik Fachmagazin. Damals wurde der von mir gelieferte Beitrag massiv umgeschrieben und ich hatte schon einige Bauchschmerzen mit der Umsetzung. Seis drum. Da ich selbst in dem Bereich arbeite, weiß ich, dass Redakteure gern ihren Senf dazugeben, abändern, kürzen. Dafür werden sie ja u.a. auch bezahlt.
Trotzdem wurde eine Fortsetzung vereinbart, die ich dann auch angeboten habe.
Kürzlich erschien nun in der Ausgabe 212/ April 2010 ein Beitrag, bei dem ich mir die Augen rieb.
Mehr möchte ich dazu nicht anmerken.
Damit Ihr Euch selbst ein Bild machen könnt, stelle ich hier den Originalbeitrag ein und ein Scan der erschienenen Seite.
Wer wie Du hier schon länger mitliest -und das freut mich wirklich ungemein- kann sich ganz gewiß einen Reim machen.
Eine Veröffentlichung in einer feldherpetologischen Zeitschrift sollte dann wirklich anders aussehen und wäre erwägenswert, schließlich hat sich längst herauskristallisiert, dass es sich in dieser Konstellation um ein wohl einmaliges Phänomen handelt.
Und hier der Beitrag im Original:
Feuersalamanderlarven Beobachtungen in einem Bergwerk (Altbergbau von ca. 1740) auf 22m Wassertiefe seit August 2005 im Ostharz
Text u. Fotos: Richard Müller
Fortsetzung des Beitrags aus dem Aquaristik Fachmagazin Nr. 198 Jan. 2008
Alles begann im Jahr 2005 in der Nähe eines kleinen Nestes im Harz, als Höhlentaucher von Fledermausschützern gebeten wurden, Bergwerke zu erkunden. Eine dieser alten Gruben wurde dann über einen längeren Zeitraum betaucht und im August 2005 stellte der eine der beiden Taucher fest: „da unten scheinen so kleine Tiere rumzukrabbeln. Guck mal genauer nach…“. Diese erste Begegnung war der Beginn eines kleinen Wunders.
Auf 22m Wassertiefe, die über einen wassergefüllten Schacht (Gesenk) erreicht werden, gelangt man in einen ca. 60m langen Stollen. Hier befanden sich mehrere Larven vom Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris).
Einzelne Tiere waren bis zu 48m in dem Stollen in völliger Dunkelheit vorgedrungen und verhielten sich sehr ruhig am Boden liegend.
War anfangs die Ernährungssituation völlig unklar, gibt es inzwischen eine Wasseranalyse, in der nur unwesentliche relevante Nahrungstiere wie Zyclops und Niphargus festgestellt wurden. Wie bereits vermutet, ernähren sich die Salamanderlarven vorzugsweise kannibalisch. Dazu gelangen derweil auch eindrucksvolle Fotoserien.
Interessant war, dass die geschnappten Larven häufiger wieder erbrochen und erst später verspeist werden, was ebenfalls dokumentiert wurde.
Es kann vermutet werden, dass das Abschlucken der Beute auf einem Mal und lebend zu schwierig ist.
Seit Beginn der Beobachtungen im August 2005, wurden die Larven in einem regelmäßigen Abstand gezählt. Ihre Anzahl schwankte deutlich zwischen 21 im August 2005 und 115 Exemplaren am 10. Juni 2009, dem bisherigen Höchststand wobei regelmäßig im März zur Absetzzeit der Junglarven eine Aufstockung erfolgt.
Normalerweise entwickeln sich aus dem abgesetzten Nachwuchs binnen einem Vierteljahr Jungsalamander, doch hier in diesem Bergwerk bei Mangelernährung und in völliger Dunkelheit ist alles anders.
Die Grundbedingungen: Wasser 8°C konstant, völlige Dunkelheit, etwas Holz liegt aus dem Altbergbau von 1740 mit Balken, Leitern (Fahrten) und Brettern im Querstollen herum. Mehr nicht.
Mittlerweile sind über 90 Tauchgänge zu den Larven erfolgt.
Bei der größten Larve, die wegen eines abgebissenen Beines sehr sicher identifiziert werden konnte, regenerierte sich die Gliedmaße, was fotografisch festgehalten wurde.
Einige Gäste hatten sich inzwischen bis zum Ende des Stollens unter Wasser verirrt: Grasfrösche, Erdkröten und eine Nacktschnecke.
Grasfrösche sind z.B. seit Januar 2009 bis dato (Ende November 2009) Dauergäste, auch wenn zwei der vier Grasfrösche und auch eine Erdkröte diese Situation nicht dauerhaft überlebt haben. Es ist bei ihnen nie Nahrungsaufnahme festgestellt worden.
Bereits im Juni 2007 war ein Grasfrosch in den tiefen Stollen hinab getaucht und dort verblieben, bis er Mitte September verstarb. Vom 9.12.08 bis 01.04. lebte eine Erdkröte im Stollen, die dann allerdings auch verstarb.
Der kurioseste Gast war eine braune Nacktschnecke Arion rufus oder A. lusitanicus, die am 5. März 2009 noch lebte, als der Tauchgang passierte und 14 Tage später trotz aufwändiger Nachsuche nicht mehr gefunden wurde. Scheinbar ist ihr der Aufstieg über den Schacht im Wasser gelungen, sonst wäre der Kadaver entdeckt worden. Mit 22m Wassertiefe dürfte dies aber die bisher wohl am tiefsten beobachtete Landnacktschnecke sein, wie Experten mitteilten.
Die Beobachtungen werden nun bereits über vier Jahre kontinuierlich durchgeführt und sollen auch weiterhin fortgesetzt werden.
Nähere Details dieses privaten Forschungsprojektes findet man hier:
Feuersalamanderlarven auf 22m Wassertiefe
Gut Luft
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